Seltene Violine von Joseph Michael Gschiell, Pest 1789 Verkauft
Diese antike Violine gehört zu den seltenen historischen Denkmalen der aufblühenden Musikkultur in der Hauptstadt des Königreichs Ungarn, die im späten 18. Jahrhundert einen atemberaubenden Aufschwung erlebte. Als Zentrum der habsburgischen Administration gehörte Pest, das später mit dem benachbarten Buda zu Budapest vereinigt werden sollte, zu den am schnellsten wachsenden Städten der...
Diese antike Violine gehört zu den seltenen historischen Denkmalen der aufblühenden Musikkultur in der Hauptstadt des Königreichs Ungarn, die im späten 18. Jahrhundert einen atemberaubenden Aufschwung erlebte. Als Zentrum der habsburgischen Administration gehörte Pest, das später mit dem benachbarten Buda zu Budapest vereinigt werden sollte, zu den am schnellsten wachsenden Städten der Epoche, und Geigenbauer wie Joseph Michael Gschiell fanden im vielfältigen Musikleben der Metropole beste Arbeitsbedingungen: Kirchen und Klöster, zahllose repräsentationswillige Adelshäuser und nicht zuletzt die Stadt selbst unterhielten Musiker und Ensembles aller Art, die mit neuen Instrumenten und geigenbauerischen Diensten zu versorgen waren. Auch die hier angebotene Violine vermittelt das hochinteressante Bild einer musikalischen Existenz, die von intensiver Nutzung geprägt war: So wurde das Original-Etikett Gschiells bei einer Reparatur gelöst und wieder eingebracht; eine sichtbare, von innen vorgenommene Belegung der Bodenfuge, kleinere Restaurierungen der Decke und weitläufig des Wirbelkastens, Lackretuschen sowie ein sorgfältig eingebrachtes Deckenstimmfutter erzählen von der bewegten Geschichte einer Geige, der, wie auch ihrem Erbauer, offensichtlich höchste Wertschätzung entgegengebracht wurde. Gleich seinem vermutlichen Vater, Lehrmeister und Vorgänger Andreas Johann Gschiell, gehört Joseph Michael zu derselben Tradition wie der große Wiener Meister Mathias Thir, formuliert mit dem schlanken Modell und der vollen Wölbung der hier angebotenen Geige aber einen interessanten, eigenen Standpunkt im deutschen Geigenbau seiner Zeit. Zu ihm gehört auch ein gewisser Pragmatismus, der sich in der lediglich aufgemalten Randeinlage des Bodens ausdrückt, während Gschiell die Geige zugleich mit einem qualitätvollen gold-orangebraunen Lack veredelte. Als historische Instrumentenpersönlichkeit von einzigartigem Charakter bieten wir diese äußerst seltene ungarische Violine in sofort spielfertigem Zustand an, sorgfältig überarbeitet von unseren Geigenbauern, die Hand in Hand mit ihren historischen Vorgängern gearbeitet haben, um den warmen, dunklen und großen Klang der Geige in seiner besten Form zu erhalten.
- Inventar-Nr.
- 5378
- Erbauer
- Joseph Michael Gschiell
- Herkunft
- Pest
- Jahr
- 1789
- Klang
- warm, sombre, groß
- Bodenlänge
- 35,7 cm